Besonderheiten

Die Mediation im öffentlichen Bereich stellt Teilnehmer und Mediator vor besondere Herausforderungen:

  • Teilnehmerzahl
    In der Regel nimmt eine Vielzahl von Betroffenen an der Mediation in Form von Einzelpersonen und Gruppen teil. In einem sachangemessenen Auswahlprozess müssen alle zu Beteiligenden einbezogen werden. Die notwendigen Rückkopplungen zwischen Gruppen und ihren Vertretern sind zu gewährleisten.
  • Komplexe Problemstellungen
    Die Konflikte sind in der Regel vielfältig und schwierig. Oft müssen sehr unterschiedliche Interessen in Einklang gebracht werden. Die Wirkungen rechtlicher Rahmenbedingungen, politischer Zielsetzungen aber auch realer Machtstrukturen sind bei der Mediation zu beachten.
  • Starke Eskalation der Konflikte
    Die Konflikte sind meist stark eskaliert. Erst wenn herkömmliche Entscheidungsmechanismen nicht mehr ausreichen, wird in der Regel der Weg in die Mediation beschritten. Die Auseinandersetzungen davor haben häufig zu wechselseitigen Verletzungen, Vertrauensverlust, feindseligen Gefühlen und Frontenbildung geführt, die in der Mediation wieder aufzulösen sind.
  • Dauer und Aufwand
    Die zeitliche Beanspruchung und der sachliche und emotionale Aufwand der Mediation sind hoch. Streitige Sitzungen mit vielen Teilnehmern über viele Stunden hin belasten alle Beteiligten des Konflikts. Für den Mediator liegt die Herausforderung darin, solche Sitzungen sicher, vertrauenerweckend und zielführend zu leiten.
  • Offener Dialog
    Offener, gleichberechtigter Austausch und Offenlegung aller relevanten Fakten sind für die Mediation im öffentlichen Bereich wesentlich. Lösungsalternativen müssen vollständig und unvoreingenommen geprüft werden können.
  • Glaubwürdige Gutachter
    Objektive Zweifelsfragen, etwa zu den Auswirkungen geplanter verkehrlicher Maßnahmen, sind häufig nur durch die Einschaltung externer Gutachter zu klären. Solche Zweifelsfragen müssen klar benannt, Gutachter, die bei allen Beteiligten Vertrauen finden, beauftragt werden.
  • Öffentlichkeit und Vertraulichkeit
    Die Öffentlichkeit hat ein Interesse daran zu erfahren, was in der Mediation geschieht. Andererseits ist für die Mediation das Prinzip der Vertraulichkeit prägend, um offenen, vertrauensvollen Austausch ohne „Fensterreden“ zu ermöglichen. Beide Anforderungen sind durch den Mediator miteinander in Einklang zu bringen.
  • Keine direkte Entscheidungskompetenz
    Die in der Mediation entwickelten Lösungen der Konflikte haben in der Regel keinen Anspruch auf direkte Geltung, sondern müssen von den jeweiligen Entscheidungsträgern umgesetzt werden. Hier ist schon zu Beginn der Mediation Klarheit darüber zu schaffen, inwieweit die Ergebnisse der Mediation auch tatsächlich Beachtung finden.
  • Organisation und Vorbereitung
    Die Mediation im öffentlichen Bereich erfordert eine besonders sorgfältige und auf den jeweiligen Fall zugeschnittene Organisation und Vorbereitung. In komplexen Fällen empfiehlt sich die Bildung von Mediatorenteams.

Hier können Sie Einsicht in ein Fallbeispiel einer Mediation bei der Stadtplanung, oder ein Fallbeispiel einer Vermittlung zwischen Bürgern und Stadtverwaltung nehmen.