"Krise kann ein produktiver Zustand sein. Man muss ihm nur den Beigeschmack der Katastrophe nehmen."

Max Frisch

Innerbetriebliche Mediation - Besonderheiten

Überlagerung von Sach- und Beziehungsfragen bei innerbetrieblichen Konflikten

Gegenstand der innerbetrieblichen Mediation sind häufig Konflikte, bei denen es zwar einerseits um sachliche, betriebliche Fragen geht, etwa zur Zuständigkeit, zur Organisation oder zu betrieblichen Abläufen, andererseits aber auch um persönliche Befindlichkeiten, um Beziehungen und um Probleme in der Kommunikation und in der Zusammenarbeit. Direktive Entscheidungen von oben oder der Einsatz rechtlicher Mittel führen in solchen Konflikten oft nicht zu befriedigenden Ergebnissen.

Mängel herkömmlichen Konfliktmanagements

Innerbetriebliche Konflikte werden häufig nicht angepackt, sondern bleiben ungelöst und schwelen im Untergrund. Wird doch von oben zu Gunsten einer Seite entschieden, besteht die Gefahr fehlerhafter Entscheidungen mit Frustration der unterlegenen Seite und Belastungen der Zusammenarbeit und des Betriebsklimas.

Aktive Lösung von Konflikten

Ziel der innerbetrieblichen Mediation ist der aktive, konstruktive Umgang mit solchen Konflikten. Angestrebt werden kreative Lösungen unter Einbeziehung der am Konflikt Beteiligten, um auf diese Weise zu sachlich stimmigen Ergebnissen mit hoher Akzeptanz zu kommen. Zusätzliches Anliegen der Mediation ist die generelle Verbesserung der Fähigkeit, mit Konflikten konstruktiv umzugehen.


Beachtung der betrieblichen Realität

Innerbetriebliche Mediation erfordert systemisches Denken und Vorgehen. Die am Konflikt Beteiligten handeln als Mitarbeiter von Unternehmen und nicht als isolierte Individuen. Von ihrem Konflikt und dessen Lösung ist auch das betriebliche Umfeld betroffen. Die betrieblichen Rahmenbedingungen, Zielsetzungen und Vorgaben sind daher in der Mediation zu berücksichtigen. Dies gilt auch für die betrieblichen Machtstrukturen. Beim Konfliktmanagemant zwischen Mitarbeitern unterschiedlicher Hierarchieebenen muss der Mediator für einen Ausgleich des bestehenden Machtungleichgewichts sorgen.

Problem Freiwilligkeit

In der innerbetrieblichen Mediation ist die Freiwilligkeit der Teilnahme häufig dadurch eingeschränkt, dass die Unternehmensleitung gegenüber den am Konflikt Beteiligten den Wunsch nach Durchführung einer Mediation nachdrücklich zum Ausdruck bringt. Der dadurch entstehende Druck stellt eine Mediation allerdings nicht grundsätzlich in Frage. Wesentlich ist, dass die Beteiligten sich zu einer aktiven Mitarbeit in der Mediation entschließen und die Lösung des Konflikts eigenverantwortlich und freiwillig entwickeln und tragen.

Vertraulichkeit

Die Vertraulichkeit hat in der innerbetrieblichen Mediation besondere Bedeutung. Der Mediator und die am Konflikt Beteiligten sind verpflichtet, an Dritte nur das weiterzugeben, was zwischen ihnen ausdrücklich vereinbart wurde. Die Information der Geschäftsleitung erstreckt sich in der Regel nur auf den grundsätzlichen Verlauf und das Ergebnis der Mediation, nicht auf einzelne Gesprächsinhalte des Konfliktmanagements. Mit Beauftragung des Mediators ist dazu das Einverständnis der Geschäftsleitung einzuholen.


Entlastung des Managements

Die Lösung von Konflikten durch innerbetriebliche Mediation entlastet das Management. Ein erheblicher Teil der Arbeitszeit von Vorgesetzten wird durch die Klärung von Konflikten der Mitarbeiter beansprucht und steht daher für die eigentlich produktive Tätigkeit nicht zur Verfügung. Mediation lässt das Konfliktmanagement in der Verantwortung derer, die den Konflikt haben.

Mobbing

In Mobbingfällen führt Mediation zu einer grundlegenden Klärung der Konfliktsituation. Auch verdeckte Strukturen und Ursachen des Konflikts werden deutlich. Der Einsatz eines Mediators ermöglicht sachgerechtes Konfliktmanagement mit besonderer Berücksichtigung der Persönlichkeiten und der Beziehungen der am Konflikt Beteiligten.

Arbeit mit Gruppen

Häufig ist bei einer innerbetrieblichen Mediation Arbeit mit größeren Gruppen erforderlich. Dies erfordert den Einsatz differenzierter Moderationstechniken beim Konfliktmanagement. Bei ausreichender Größe empfiehlt sich die Co-Mediation, etwa durch einen männlichen Mediator und einen weiblichen Mediator, bevorzugt mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen.


Neue Kultur des Konfliktmanagements

Innerbetriebliche Mediation kann den Anstoß für einen bewussteren und effizienteren Umgang mit Konflikten im Unternehmen geben, bis hin zum Aufbau eines gezielten System des Konfliktmanagements als Teil der Unternehmenskultur.

Hier können Sie Einsicht in ein Fallbeispiel einer Mediation innerhalb eines Unternehmens nehmen.